Ein Plädoyer für artgerechte Schleiereulen-Brutplätze -
weg von den kleinen Brutkisten

0tto Diehl

Die Hersteller von Nisthilfen, Naturschutzverbände und andere Institutionen empfehlen immer noch die van LÖHRL 1961 vorgeschlagenen Brutkisten für Schleiereulen mit den Maßen 100x50x50 cm. Die Grundfläche von 0,5 qm mit dem Rauminhalt von 0,25 cbm sind viel zu klein für die artgerechte Entwicklung der jungen Schleiereulen. Bei den oft kopfstarken Bruten von 8, 10 oder gar 12 Jungen und der langen Nestlingszeit von fast drei Monaten ist das vergleichbar mit der Intensivkäfighaltung von Hühnern.

In den Brutkistchen 100x50x50 cm steht bei 8 Jungen jedem Jungen die Fläche eines DIN A-4-Blattes für die lange Entwicklungszeit zur Verfügung. Da ist kein Raum für den Bewegungsdrang der jungen Eulen, die schon ab dem 31. Lebenstag einen großen Platzbedarf haben. In ihren Aktivitätsphasen rennen sie flügelschlagend bis zu zwei Meter weit und machen spielerisch "Mäuselsprünge", gehen über zu ersten "Flugsprüngen" und Flugversuchen; ihre ungestüme Beweglichkeit habe ich bei nächtelangen Ansitzen selbst erlebt.

Ideal für die Entwicklung der jungen Schleiereulen ist ein Brutraum ab 2qm Grundfläche, und 2 m Höhe. Die Einrichtung solcher "Eulenstuben" ist fast in jeder Kirche auf dem Kirchenboden möglich. Wo dies nicht geht, ist zumindest eine größere Brutkiste mit den Mindestmaßen 120x30x70 cm zu verwenden. Unter Einbeziehung des Einflug-Winkelstutzens 30x30x100cm Länge hat diese Brutkiste eine Grundfläche von l qm und einen Rauminhalt von 0,75 cbm. Das ist die zweifache Grundfläche und der dreifache Rauminhalt gegenüber den kleinen Kistchen.

Der Winkelstutzen, der an das Einflugloch angeschlossen wird, ist in der Brutkiste 40 cm hoch angesetzt, damit die Jungeulen, nicht zu früh an den Einschlupf gelangen können. Erst wenn sie den Sprung, zum Winkelstutzen schaffen, sind sie standfest genug, um ohne Absturzgefährdung am Einschlupf auf die Nahrung bringenden Altvögel zu warten. Der Winkelstutzen wird von den Jungeulen als Aktivitätsraum mitgenutzt.

Die Anwender der kleine Brutkistchen argumentieren gern damit, dass die Schleiereule die kleinen Behältnisse gern annimmt. Sie vergessen aber, dass die Schleiereule immer - auch in einem großen frei zugänglichem Brutgebäude - eine kleine versteckte Nische sucht, in der sie selbst während der Brüte- und Huderzeit geschützt ist und in der die Jungen zunächst dicht gedrängt, einander wärmend, heranwachsen, um dann schrittweise ihrem Bewegungsdrang folgend, die Umgebung des Brutplatzes zu erkunden.

Die Schleiereule sieht auch das kleine Kistchen als eine solche Nische an - aber der anschließende Freiraum für die Entwicklung der Jungeulen, für deren Bewegungsbedürfnis, für das spielerische Beutefang- und Flugmuskeltraining fehlt. Artenschutz kann sich nicht an Bequemlichkeits- und Kostengründsn orientieren, sondern muß elementare Bedürfnisse der Schützlinge berücksichtigen. Die größere Brutkiste ab 120x30x70cm ist eine gerade noch akzeptierbare Lösung.

Die Eulenstube

0tto Diehl

Der artgerechte Schleiereulen-Brutraum besteht aus einem Bretterverschlag, der fast auf jedem Kirchenboden eingerichtet werden kann. Anschluss an eine Dachgaube, die mindestens 80 cm über dem Fußboden steht.

Material:

• Nut und Feder-Bretter, Dicke 2 cm, Rauhspund (= einseitig gehobelt; gehobelte Seite nach außen, sägerauhe Seite innen)
• Rähmlinge 6x6 cm für Eckpfosten, Türpfosten und als Widerlager für die Befestigung der Bretter am Boden; ansonsten Mitbenutzung des vorhandenen Gebälk's;
• Nägel oder Schrauben für die Befestigung; einfache Beschläge für eine Schlupftür,

Inneneinrichtung:

• Anflugstangen in unterschiedlicher Höhe; Dachlatten, mit der breiten Seite und abgerundeten Ecken nach oben zeigend, sind dafür geeignet
• Einrichtung eines Nistplatzes in der dunkelsten Ecke, mit feinen Hobelspänen als Nestunterlage versehen
• Innenanstrich mit dunkler, giftfreier Dekorationsfarbe: zur Raumabdunklung

Größe:

2 bis 4 m x 1,5 bis 3 m Grundfläche, 2 bis 3 m Höhe

Otto Diehl, Dr. Diehl-Straße 9, 64832 Babenhausen-Langstadt

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