Exkursions-Vorschlag aus Untermain aktuell 3/1987


Europa-Reservat Rieselfelder Münster/Westf.

Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung gemäß Ramsar-Konvention


Wer sein Reiseziel im Norden hat, sollte an den Rieselfeldern von Münster in Westfalen nicht vorbeifahren. Sie bieten jedem interessierten Ornithologen eine Fülle von Beobachtungsmöglichkeiten und warten vor allem zur Zugzeit im Frühjahr und Herbst mit einer großen Anzahl der verschiedensten Limikolen auf. Ein Beispiel mag die Beobachtungsliste vom 26. Sept. 1987 geben:

600 Kiebitze, 5 Zwerg-, 15 Sichel-, 6 Alpenstrandläufer, 7 Kampfläufer, 800 Bekassinen, 10 Wald-, 7 Bruch-, 2 Dunkle Wasserläufer. Dazu kommen Krick-, Stock-, Löffel-, Pfeif-, Tafel- und Reiherenten sowie ca. 1500 Lachmöwen.

Die Rieselfelder wurden im Jahre 1901 angelegt und dienten der Klärung der anfallenden Haushaltsabwässer. Das Gelände wurde in Parzellen von etwa 1 Hektar Größe aufgeteilt, auf die mit Hilfe eines weit verzweigten Kanalsystems die Abwässer geleitet wurden. Fast alle der rund 400 Rieselfeld-Parzellen sind gut einzusehen, da ein ausgebautes Wegenetz von über 20 km Länge das ganze Gelände durchzieht. Dadurch entstanden wohl einmalige Beobachtungsmöglichkeiten für den interessierten Naturfreund. Sie liegen etwa 6 km nördlich des Stadtzentrums am Rande des Stadtteils Coerde im Meßtischblatt 3911 (Greven). Die Gesamtgröße beträgt mehr als 500 Hektar mit einer Ausdehnung von etwa 2 mal 3 km.

Nach dem Bau einer Kläranlage war zunächst die Zukunft ungewiss, aber durch den massiven Einspruch der Naturschützer konnte ein großer Teil der Rieselfelder für die Zugvögel erhalten bleiben. Sie werden weiterhin mit Wasser berieselt und stehen der Vogelwelt als Rast- und z.T. als Brutplatz zur Verfügung. Früher konnte man mit dem Auto die Wege befahren und hatte mit dem Auto als Tarnung die Bekassinen manchmal näher als 10 m!

Seit einigen Jahren sind die Wege für den Autoverkehr gesperrt und nur noch zu Fuß oder per Fahrrad zu benutzen. Die Fluchtdistanz der Watvögel ist erheblich größer geworden, man kann sie jetzt nur noch auf etwa 50 bis 300 m beobachten, besser man nimmt ein Spektiv für genauere Beobachtungen. Mehrere Beobachtungsstände wurden inzwischen errichtet und alle Parzellen sind durch Erdwälle und hochgewachsenes Schilf vom Weg her kaum einzusehen. Gemähte Schneisen durch das Schilf ermöglichen dennoch interessante Einblicke.

Wie kommt man hin:
Autobahn Al Richtung Bremen, Ausfahrt Greven, rechts ab Richtung Münster, nach 7,5 km rechts ab nach Gelmer/Gimbte. Nach Kanalbrücke links ab zur Biologischen Station (Parken und Information).

Übernachtungsmöglichkeiten in Gimbte:
Hotel Kaltefleiter (alt-westfälisch) 02571/2240 an der Kirche, Hotel Schraeder 02571/53053 gegenüber.

Stefan Wehr